Fotoausstellung
09.06 bis 17.09

Eyes on Hamburg. Der Georg Koppmann Preis für Hamburger Stadtfotografie 2019-2023

Seit 2019 vergibt die Stiftung Historische Museen Hamburg zusammen mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen den „Georg Koppmann Preis für Hamburger Stadtfotografie“. Prämiert wird ein künstlerisch-dokumentarisches Fotoprojekt, das sich mit dem Wandel des Stadtbildes und der Stadtentwicklung Hamburgs auseinandersetzt. Die preisgekrönten Fotoserien zeigen eine ganz eigene Sicht der beteiligten Fotograf*innen auf den städtischen Raum und öffnen einen visuellen Diskurs über die Stadtentwicklung. In der Ausstellung werden die Arbeiten der ersten fünf Jahre von 2019 bis 2023 zu sehen sein.

Das Stadtbild von Hamburg wurde und wird von vielen Prozessen und Ereignissen geprägt. Die Auswirkungen des Großen Brands von 1842 haben ebenso ihre Spuren hinterlassen wie die immensen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Auch die verschiedenen historischen Baustile und sich wandelnden Leitideen der Stadtplanung haben das Aussehen und die Struktur der gebauten Stadt verändert.

Schon bei der Entstehung fotografischer Bildverfahren im frühen 19. Jahrhundert wurde die Stadt zu einem zentralen Motiv des Genres. In Hamburg ist die Stadtfotografie mit den frühen Aufnahmen von Hermann Biow und Carl Stelzner aus der Zeit des „Großen Brandes“ verbunden, vor allem hat aber Georg Koppmann die systematische fotografische Dokumentation des Stadtbildes geprägt. Er hat im Bewusstsein des rasanten Umbaus der inneren Stadt fotografiert: die „niederzulegenden Stadttheile“ der Wandrahm- und Kehrwiederinsel vor dem Abriss und die anschließende Errichtung der Speicherstadt, die verschachtelten Gängeviertel, bevor sie zum Sanierungs- und Abrissgebiet wurden, den Bau des Hauptbahnhofs als Vorzeichen der modernen City.

Die aktuelle konzeptionelle Stadtfotografie dokumentiert auch Veränderungen der urbanen Architektur, sie widmet sich aber noch viel stärker dem Prozess und den Mechanismen der Stadtentwicklung selbst. Wie ist das Stadtbild geworden und wie verändert es sich aktuell? Welche Mechanismen und Konflikte liegen dem Prozess zugrunde? Welche historische Bedeutung ist bestimmten Orten und Gebäuden eingeschrieben? Welche sozialen und kulturellen Milieus finden in den urbanen Räumen Platz und prägen ihren Charakter? Welche Folgen haben bestimmte Stadtentwicklungsprozesse für die Bewohner:innen und die Stadtgesellschaft insgesamt?

Preisträger:innen 2019-2023

Axel Beyer: Temporäre Einsichten 2019

Axel Beyer sucht Orte aktueller Veränderung in der Stadt auf, die mit ihren massiven Eingriffen in das Stadtbild neue Einblicke und Sichtachsen eröffnen. Er nutzt die zeitlich begrenzte Bausituation aus, um ein Bild von urbanen Orten zu dokumentieren, das sich nur aktuell aufnehmen lässt. Auf dieser visuellen Ebene schafft er eine Metapher für den Stadtbildwandel. Hamburg erscheint in seinen Bildern nie als fertiges oder intaktes Gebilde, sondern immer im Prozess des Entstehens und Vergehens – beides lässt sich am Ende auch nicht immer sicher identifizieren.

Robin Hinsch: Der Mechanismus 2020

Robin Hinsch spürt in seinen atmosphärischen Fotografien den Charakter seines Viertel zwischen Rothenburgsort und Hammerbrook nach. Die Umgebung ist geprägt von Speditionslagern, Autohändlern, Gebrauchtmärkten und Industrieanlagen und befindet sich seit Jahrzehnten außerhalb des Fokus der Stadtplanung. Es gibt viele urbane Zwischenräume wie Brachflächen oder leerstehende Gebäude, die kurzfristig und oft heimlich eine neue Nutzung erfahren. Er nimmt uns mit auf eine visuelle fotografische Erkundung, wie sich der Charakter des Viertels vom Tag zur Nacht hin wandelt und neuen subkulturellen Milieus Raum bietet.

Sabine Bungert/Stefan Dolfen: Der Ort ist der dritte Lehrer 2021

Sabine Bungert und Stefan Dolfen greifen tief in das demokratische Selbstverständnis von Hamburg als wichtige Bildungsort und Platz für soziale Emanzipation. Spätestens seit dem Politikwechsel nach der Gründung der Weimarer Republik fand ein massiver Ausbau der Schularchitektur statt. Die beiden Fotograf:innen untersuchen die Wirkung der Architektur beispielhafter Schulbauten auf die Inhalte und den Charakter des Lernens. In seriellen Reihen erkunden sie die Formen, Farben, Materialien, Bauformen der Schulräume und lassen in ihren Bildern die Atmosphäre der Lernorte sichtbar werden.

Markus Dorfmüller: Koloniales Hamburg 2022

Hamburg ist durch den Kolonialismus reich geworden. Hamburger Kaufleute haben in vielen Kolonien Niederlassungen und auch Plantagen betrieben und durch die asymmetrischen Handelsbeziehungen und erzwungenen Arbeitsregime viel Geld verdient. Auch die industrielle Entwicklung von Hamburg ist eng mit der Verarbeitung kolonialer Produkte verbunden. Markus Dorfmüller hat sich mit den Orten des Kolonialismus und dem Umgang der Hamburger*innen mit der kolonialen Vergangenheit auseinandergesetzt und setzt die vielen Gebäude, Gedenkorte und Schauplätze miteinander in Beziehung.

Für das Jahr 2023 wurde der Preis an zwei Projekte vergeben: Steindamm-Atlas von Alexandra Polina und Diebsteich von Irina Ruppert.


Rollstuhlgerechte Anfahrt und Benutzbarkeit
Veranstalter*in:  Stiftung Historische Museen Hamburg - Museum der Arbeit
Termin: 09.06 bis 17.09, Mo 10-21 Uhr Di geschlossen Mi bis Fr 10-17 Uhr Sa bis So 10-18 Uhr
Eintrittspreise / Teilnahmegebühren:  Einzelbesucher: 8,50€, ermäßigt 5€ Gruppenkarte (ab 10 Personen): 6 € pro Person Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt.
Ort: Museum der Arbeit, Hamburg, Wiesendamm 3
Info: 040 428133115
stefan.rahner@mda.shmh.de
Thematisch verwandte Veranstaltungen:
Buchtstrasse, 2019
© Axel Beyer/SHMH
Nordkanalstrasse, 2020
© Robin Hinsch/SHMH
Stadtteilschule Lurup, 2021
© Sabine Bungert/Stefan Dolfen
Wissmann-Denkmal, 2022
© Markus Dorfmüller